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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 162

1864 - Breslau : Leuckart
162 Geschichte. sandte der Kaiser seinen Bruder, den Erzherzog Karl, wel- cher eben die Franzosen in Deutschland besiegt und bis an den Rhein zurückgeworfen hatte, nach Italien, um Bonapartes An- drang zu hemmen. Allein diesem Krieger war Karl nicht gewach- sen. Er zog sich kämpfend zurück bis in die Nähe von Wien. Endlich schlossen beide Parteien Frieden; Oesterreich trat Bel- gien und die bisherigen Besitzungen in Italien ab und erhielt dafür den größten Theil der ehemaligen Republik Venedig. Ans den eroberten Ländern in Italien bildete Frankreich zwei Frei- staaten. Nur ein Feind blieb unbesiegt, nämlich England. Gegen dieses rüsteten sich die Franzosen aus allen Kräften, indem sie eine Landung an der Meerenge, welche den Kanal mit der Nordsee verbindet, unternehmen wollten. Bonaparte, der Sieger Italiens, sollte das Vorhaben ausführen; allein statt dahin, sandte man ihn mit einer großen Flotte und 20,000 Mann insgeheim nach Aegypten. Die Eroberung dieses Landes wurde ebenfalls als ein Angriff aus England betrachtet, indem man von da aus dessen Besitzungen in Ostindien leicht beun- ruhigen konnte. 'Obgleich der englische Admiral Nelson ans dem mittelländischen Meere kreuzte, um die Franzosen aufzusuchen, so landeten sie dennoch, von ihm unbemerkt, bei Alexandrien in Aegypten. Sogleich schiffte Bonaparte seine Kriegsmacht aus, nahm bald Alexandrien mit Sturm und rückte schnell gegen die Hauptstadt Kairo vor. Die Franzosen hatten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn der Weg führte durch eine Sandwüste, in welcher sie unaufhörlich von feindlichen Reitern angegriffen wurden. Bei den P y r am iden erfolgte eine Schlacht, die Eonaparte gewann. Endlich fand Nelson die französische Flotte bei Abukir und griff sie sogleich an. Die Schlacht war furchtbar und dauerte 18 Stunden. Da§ Schiff des französischen Admirals, welches 120 Kanonen führte, faßte Feuer und flog mit einem fürchterlichen Krachen in die Lust. Das Meer zischte und brauste in der ent- setzlichsten Gluth. Die Flotte der Franzosen wurde fast gänzlich vernichtet, nur vier Schiffe entkamen dem Verderben. Bonaparte war nach dem Verluste der Flotte von Frankreich völlig abgeschnit- ten; dennoch behielt er bei der Nachricht von jenem Unglück großen Gleichmuth. Während einer seiner Generale ganz Oberägypten eroberte, drang er selbst über die Landenge Suez in Syrien ein, nahm Gaza und Jaffa und belagerte alsdann die Festung Acre. Ueber zwei Monate brachte er vor ihren Mauern zu und stürmte mehreremal; allein der Befehlshaber der Stadt, von den Eng- ländern zur See unterstützt, schlug jeden Angriff ab. Endlich

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 133

1864 - Breslau : Leuckart
Ludwig Xiv., König von Frankreich. 133 Kräfte des Staates zu guten und nützlichen Anstalten verwendet werden; da nur vermag die Menschheit in ihrer Bildung fortzu- schreiten. Der Krieg dagegen zerstört den Wohlstand und hemmt das Emporkommen des Guten. Ludwig hatte besonders im Sinne, Spanien und Oesterreich zu beschränken und nahm beiden ansehnliche Gebiete ab. Mehrere seiner Kriege hatten nur Raub und Verwüstung zum Zweck. So schickte er im Jahre 1688 ein starkes Heer an den Rhein. Mainz, Mannheim, Speier, Worms und andere Städte waren bald genommen, und nun ergossen sich die Fran- zosen wie eine Fluth über Franken und Schwaben. Im folgen- den Jahre begannen die Verheerungen erst mit den Dörfern und kleinen Städten. Die Bewohner wurden, ihrer Habe beraubt, aufs freie Feld getrieben, wo viele verhungerten und erfroren; dann zündete man die Oerter an. Mannheim zerstörten die Fran- zosen von Grund aus und brachten die Bürger mit Gewalt nach Frankreich hinein. Viele schöne Städte in Baden hatten dasselbe Schicksal. Ludwig erniedrigte auch Holland; und wiewohl es ihm nicht gelang, das Land mit seinem Reiche zu vereinigen, schwächte er es doch so, daß die Holländer nicht mehr ganz selbst- ständig waren. Er suchte allerhand scheinbare Gründe hervor, diesem oder jenem Nachbarn etwas abzunehmen, bloß um seine Uebermacht zu zeigen. Niemand vermochte lange Zeit ihm zu widerstehen. Wie auf dem Lande seine Heere, so herrschten auf der See seine Flotten. Er stand als Gebieter des ganzen Euro- pas da. Aber Hochmuth ist nicht weit vom Fall. Es vereinigten sich alle beleidigten Staaten gegen ihn: Deutschland, Eng- land, Holland, Spanien, das nördliche Italien. Er blieb Anfangs gegen so viele Feinde Sieger und erlangte einen ehrenvollen Frieden. — Doch währte dieser Friede nicht lange. Ludwig wollte seinen Enkel zum Könige von Spanien machen. Dagegen waren die obengenannten Staaten. Sie bildeten einen neuen Bund, und es entstand der spanische Erbfolgckrieg, der 13 Jahre anhielt. In diesem verließ den König von Frank- reich sein Glück. Das Land wurde erschöpft. Es fehlte an Geld. Die großen Feldherrn waren todt, Ludwig selbst alt; die Ver- bündeten siegten, seine früheren Eroberungen gingen verloren, und vergebens bat er um Frieden. — Er lebte nur noch kurze Zeit nach Ende dieses Krieges; aber im ganzen Reiche war Elend verbreitet, der Ackerbau verfallen, das Volk so von Abgaben gedrückt, daß es sich kaum nähren und kleiden konnte, der Adel, der im Kriege gedient hatte, verarmt. Ludwig that zwar viel für Schifffahrt, Handel und das Fabrikwesen, er munterte Künstler und Gelehrte durch Beloh-

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 164

1864 - Breslau : Leuckart
164 Geschichte. gezeichneter Pracht feierlich gekrönt. Aber selbst die Kaiserkrone genügte seinem Ehrgeize nicht; er wußte es dahin zu bringen, daß ihn der italienische Freistaat auch zum Könige von Italien machte. Er ging nach Mailand und setzte dort die eiserne Krone der Lombarden auf sein Haupt mit den Worten: „Gott gab sie mir; wehe dem, der sie antastet!" Sein Stiefsohn Eugen ward Statthalter dieses Landes. Seit der Zeit verschenkte er mehrere Kronen und Länder an die einzelnen Glieder seiner Familie. England, das schon im Jahre 1803 wieder den Krieg an Frankreich erklärt hatte, brachte zwischen Rußland und Oester- reich eine neue Verbindung gegen jenes Land zu Stande. Aber mit ungewöhnlicher Schnelligkeit kamen die Franzosen nach Deutsch- land, schlossen den österreichischen Feldherrn Mack in Ulm ein und zwangen ihn, sich mit 24,000 Mann zu ergeben. Einige Wochen später rückte Napoleon ohne Hinderniß in Wien ein und wandte sich dann nach Mähren, wo die Oesterreicher mit den Russen sich vereinigt hatten. Die beiden Kaiser, Franz und Alexander, waren selbst bei ihren Kriegern, um sie durch ihre Gegenwart anzufeuern. Da entbrannte bei Austerlitz ein großer Kampf, in welchem die Verbündeten eine bedeutende Niederlage erlitten. Eine Abtheilung Russen wollte sich über einen gefrorenen See retten; aber Napoleon ließ das Eis durch Kanonenkugeln zerschmettern, und mehrere Tausende der herrlich- sten Soldaten versanken rettungslos. Oesterreich erkaufte nun den Frieden mit schweren Opfern: es mußte Venedig an das Königreich Italien, Tyrol an Bayern, und seine Besitzungen in Schwaben an Würtemberg und Baden abtreten. Zugleich erhielten die Kurfürsten von Bayern und Würtemberg die Königswürde. Der Kaiser Alexander kehrte, ohne Frieden zu schließen, zürnend heim. Zur See waren aber die Franzosen unglücklich. Der englische Admiral Nelson erfocht über sie einen glorreichen Sieg bei Trafalgar, büßte sedoch dabei sein Leben ein. Kurz darauf vertrieb.napoleon den König von Neapel und setzte seinen Bruder Joseph zum Könige des Landes ein. Einen zweiten Bruder, Ludwig, drang er den Holländern zum Könige auf. An seine Marschälle und Gene- rale vertheilte er mehrere Herzogthümer in Italien. Von den Hauptstaaten in Europa stand nur noch Preußen unangefochten da. Der König bemühte sich stets, seinem Volke das Glück des Friedens zu erhalten. Jetzt war es nicht mehr möglich, denn der französische Gewalthaber reizte auf das Uebermüthigste zum Kriege. Empört über seine Ungerechtigkeiten und das eigenmächtige Schalten über deutsche Länder, zog das

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 166

1864 - Breslau : Leuckart
166 Geschichte. Im Jahre 1808 entstand ein Aufruhr in Madrid; der schwache König Karl Iv. legte die Regierung nieder; sein Sohn Ferdinand bestieg den Thron. Nicht lange darauf erklärte Karl seine Entsagung der Krone für erzwungen; eine französische Macht rückte in Madrid ein, und Napoleon forderte Vater und Sohn vor sich nach Frankreich, um ihren Streit zu entscheiden. Als sie ankamen, nöthigte er Beide, auf den Thron zu verzichten, und gab ihnen für ihr Königreich einige Landgüter in Frankreich, wo sie gleichsam als Gefangene leben mußten. Zum Könige von Spanien ernannte er dagegen seinen Bruder Joseph, den bis- herigen König von Neapel. Das Königreich Neapel erhielt dann sein Schwager Murat. Ueberraschend und beschämend mußte es aber für ganz Europa fein, als die Spanier, die man für ausgeartet und verweichlicht hielt, sich mit Kraft, Muth und Begeisterung gegen ihren Unterdrücker erhoben. Der neue König wurde genöthigt, sieben Tage nach seiner Krönung die Hauptstadt zu verlassen. Da ergriff auch Portugal, von England unterstützt, die Waffen, und es entzündete sich in der ganzen Halbinsel ein wüthender Krieg, der fünf Jahre dauerte und 1813 mit der Ver- treibung der Franzosen endete. Während die kleinen Staaten Napoleons Befehlen folgten, während Preußen erdrückt und Rußland mit dem Welteroberer im Bunde war, da erhob sich aus einmal der hochherzige Kaiser Franz, um allein zu bestehen den Riesenkampf, und die Frei- heit Europas flüchtete sich unter die Fahnen Oesterreichs. Im Jahre 1809, als die Franzosen mit Spanien vollauf zu thun hat- ten, griff er zu den Waffen. Die Welt erstaunte, als sie die furchtbaren Schaaren des geschwächten Oesterreichs erblickte. Der Erzherzog Karl führte den Oberbefehl und drang tief in Bayern ein. Napoleon eilte schnell herbei. Fünf Tage hinter einander wurde heftig gekämpft, am entscheidensten bei Eckmühl, wo die Oesterreicher eine völlige Niederlage erlitten. Ohne Zögern drängte der furchtbare Sieger gegen die Hauptstadt, sagte schon zum Voraus seinen Einzug an und hielt ihn wirklich, wie er ver- kündigte, einen Monat nach dem Anfange des Krieges. Nun setzte er über die Donau und lieferte dem Erzherzog Karl bei Aspern, Wien gegenüber, eine zweitägige Schlacht — es war die erste, welche er verlor. Nicht ohne Gefahr zog er sich zurück. Nachdem er sich von neuem gerüstet und seine Streitkräfte zusam- mengezogen hatte, erneuerte er den Angriff bei Wagram.^ Nach der hartnäckigsten Gegenwehr überwand er endlich die ^Oesterrei- cher. Der Friedensschluß brachte Oesterreich große Verluste an Ländern. Kurz nach der Rückkehr in seine Hauptstadt ließ sich Napoleon von seiner Gemahlin Josephine scheiden und warb um

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 167

1864 - Breslau : Leuckart
Die Befreiungskriege. 167 die Hand der Erzherzogin Marie Louise, der Tochter desjenigen Kaisers, dem er kurz vorher die Hälfte seiner Staaten entrissen hatte. Der gebeugte Kaiser brachte, wenngleich mit schwerem Herzen, der Hoffnung des Friedens auch dieses Opfer. ¿0- Die Befreiungskriege. Als der Kaiser Alexander überzeugt war, daß es Napoleon doch nicht redlich mit ihm meinte, söhnte er sich mit England aus und bot Schweden einen Ersatz für Finnland an. Darüber ergrimmte Napoleon und ließ in allen ihm ergebenen Ländern rüsten. Selbst Oesterreich und Preußen mußten Theil nehmen. Nie sah Europa ein größeres und schöneres Heer. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Oesterreicher, Preußen, Bayern, Sachsen, Würtemberger, Badener, Westphalen, Holländer, Italiener und Polen, mit allem reichlich versehen, traten den Kriegszug an. Der Untergang des russischen Reiches schien gewiß zu sein, da es Anfangs nur 200,000 Mann entgegenstellen konnte. Der französische Kaiser drang mit der Hauptmacht auf Mos- kau los und ließ einzelne Abtheilungen gegen die Ostsee und in russisch Polen vordringen. Die Russen zogen sich vor ihm zurück bis Smolensk, wo es zu einem hitzigen Treffen kam. Die Stadt brannte ab; die Russen wichen weiter zurück, und Kutu- s o w wurde zu ihrem Oberbefehlshaber ernannt. Bei B o r o d i n o an der Moskwa, 14 Meilen von der alten Hauptstadt, machteer endlich Halt. Die Ehre des Reichs schien eine Schlacht zu for- dern. Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht, die ihr ersehnt habt! Sie ist nothwendig, denn sie bringt uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet euch so, daß die Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: Auch er war in der großen Schlacht unter den Mauern von Moskau!" Am 7. September 1812 wurde die große Schlacht geliefert, in welcher 25,000 Menschen das Leben verloren. Man stritt von beiden Seiten mit beispielloser Erbitterung. Endlich trat Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben als eine neue Schlacht liefern. Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russischen Krieger durch die stille Haupt- stadt, der größte Theil der Bevölkerung mit ihnen. Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe eines Berges die ehrwürdige Stadt und der Freudenruf „Moskau! Moskau!" durchlief die Reihen. Die Thürme von 300 Kirchen- und deren goldene Kuppeln funkelten im Scheine der Sonne; schöne Paläste ruheten zwischen Gärten, und erhaben ragte der

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 171

1864 - Breslau : Leuckart
Die Befreiungskriege. 171 Rußland und der König von Preußen an der Spitze ihrer Garden unbehindert in Paris ein. Noch am Tage des Einzugs machten die Verbündeten bekannt, daß sie mit Napoleon nicht unterhandeln würden. Hierauf erklärte ihn der französische Senat für abgesetzt. Er befand sich eben 6 Meilen von Paris, als ihm die Nachricht von seiner Entthro- nung überbracht wurde. Nach kurzem Aufbrausen gegen den Senat und die Hauptstadt, und nach mehreren Versuchen , seinem Sohne die Krone zu verschaffen, ergab er sich in den Willen der Sieger und verzichtete auf die Regierung. Er erhielt mit Bei- behaltung seiner Würde, die kleine Insel Elba im mittel- ländischen Meere. Die Kaiserin bekam drei Herzogthümer in Ita- lien und ging mit ihrem Sohne nach Oesterreich. Im Mai hielt Ludwig Xviii., der sich bisher in England aufgehalten hatte, einen feierlichen Einzug in Paris, um den Thron einzunehmen, auf welchem vor 20 Jahren sein unglücklicher Bruder saß. Der Friede, den jetzt die Verbündeten abschlössen, führte Frankreich auf diejenigen Grenzen zurück, die es zu Anfang des Jahres 1792 gehabt hatte. Deutschland erhielt fast alle Län- der jenseit des Rheins wieder; Spanien und Portugal kamen unter ihre rechtmäßigen Fürsten; Oesterreich erlangte die früher besessene Lombardei und Venedig; auch der Papst wurde in alle vorigen Rechte und Besitzungen eingesetzt; Neapel fiel erst später seinem alten Könige zu. So schien Europa nach langen Kriegen beruhigt, und es blieb nichts weiter zu thun übrig, als die Grenzen der einzelnen Staaten unter einander zu bestimmen. Deshalb wurde zu Wien eine Berathung eröffnet, bei welcher sich die Kaiser von Ruß- land und Oesterreich, die Könige von Preußen, Dänemark Bayern und Würtemberg persönlich und außerdem die Abgesand- ten aller bedeutenden europäischen Staaten einfanden. Die Unterhandlungen dauerten mehrere Monate. Viele Schwierig- keiten machte besonders die Uebereinkunft mit Preußen. Sachsen wurde getheilt, Polen zum Theil an Rußland abgetreten, und Preußen erhielt das Großherzogthum Posen, fast die Hälfte vom Königreich Sachsen und ein bedeutendes Gebiet an beiden Seiten des Rheins. Man hoffte die übrigen Angelegenheiten bald zu ordnen, als plötzlich, wie ein Blitz bei heiterem Himmel, die Nachricht von der Entweichung Napoleons und seiner Landung an der französi- schen Küste kam. Napoleon drang mit schnellen Schritten gegen Paris vor; überall empfing mau ihn unter lautem Jubel. Der König Ludwig mußte die Hauptstadt verlassen, und Napoleon hielt einen feierlichen Einzug in dieselbe. Zwar erließen die in

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 218

1864 - Breslau : Leuckart
218 Seelenlehre. Die Vernunft belehrt den Menschen über Gott, Welt und sich selbst, über das, was gut und scldecht, recht üntl unrecht ist. Je besser unr sie zu gebrauchen verstehen, desto mehr verdienen wir den Nameti vernünftige Wesen. Allein zum Vernünftigsein gehört auch, dass wir den erkannten Wahrheiten gemäss leben. Einbildungskraft. Karls Vater unterhielt sich mit seinem Freunde über Himmels- körper, und es kam auch das Gespräch auf die Schweifsterne oder Kometen. Der Freund erwähnte des Kometen von 1811. Das war ein prachtvolles Gestirn! sagte er. Sein grosser Kern hatte einen silberhellen Glanz, und der fächerartig ausgebreitete Schweif nahm sich besonders gut aus. Es sind doch schon viele . Jahre verflossen, und ich habe ihn noch ganz deutlich vor meinen Augen. Auch mir, erwiderte der Vater, ist sein Bild noch recht gegenwärtig; denn ich betrachtete ihn oft, da er viele Wochen des Nachts am Himmel stand. Späterhin nannte man diesen Kometen den Unglücksstern Napoleons. Viele Leute glauben, dass Kometen einen Krieg verkündigen. Man rüstete sich zwar damals zu einem der grössten, doch war ja zu der Zeit in Europa schon lange ein ununterbrochener Krieg; seine Flammen loderten nur bald da, bald dort auf. Nun wurde weiter gesprochen, über den Zug des französischen Heeres nach Russland, über die Haltung, die Waffen, das Benehmen der Krieger; dann kam man auf die Jammergestalten, auf die Noth und das Elend der aus Russland Zurückgekehrten, auf Preussens Erwachen, seine Rüstungen, seine ruhmwürdigen Feldzüge. Da der Vater die Kriege mitgemacht hatte, so schilderte er alles treu und lebendig. Dabei rief er oft aus: „da liegt noch jenes Schlachtfeld vor mir,- ich höre den Donner des Geschützes, das Siegesgeschrei der Unsrigen; ich fühle noch den Schmerz und das Entsetzen beim Anblicke der Todten und Verwundeten!“— Welch ein wunderbares Vermögen ist doch die Einbildungs- kraft, indem sie durch die Seele das, was ihr die Sinne selbst vor geraumer Zeit überbracht hatten, wieder vergegen- wärtigen kann! Karl, der aufmerksam zuhörte, stellte sich vieles von dem vor, worüber eben gesprochen wurde. In sei- ner Seele machten sich auch Bilder von dem Kometen und von den Vorfällen des Krieges, obgleich er sie in der Wirklichkeit nicht gehabt hatte. Jetzt dachte auch er über diese Kraft nach,- der Schulunterricht und eigene Beobachtungen erweiterten seine Kenutniss von derselben.

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 155

1864 - Breslau : Leuckart
Theilung Polens. 155 England wollte diesen Mann für sich gewinnen und ernannte ihn zum Oberpostmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England und Amerika reiste er nach London und vertheidigte hier die Rechte seiner Lands- leute mit eben so großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerieth die ganze Stadt in freudige Bewegung; Jeder wollte den ausgezeichneten Amerikaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buchdrucker mit dem Könige zu Tische. Bei seiner Aufnahme in die Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlan- des mit dem eben so schönen als wahren Verse bewillkommt „dem Himmel entriß er den Blitz, den Tyrannen das Scepter." Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81 sien Jahre. Merkwürdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einst wieder erschei- nen in einer neuen, schöneren Ausgabe, durchgesehen und ver- bessert vom Verfasser." * Theilung Polens. Während Preußen im Norden von Europa in jugendlicher Kraft empor blühte, ging ein anderes Königreich — Polen — das bisher eine der Schutzmauern gegen das Andringen barba- rischer Völker aus dem Osten gewesen war, mit raschen Schritten seinem Untergange entgegen. Eine der Hauptursachen dieses Ver- falles war die Verfassung des Staates. Ein König stand an der Spitze, aber er war ohne Gewalt, der Bürger war ohne Ansehn, der Bauer ein gedrückter Leibeigner. Die polnischen Edelleute lebten auf ihren Gütern wie Könige und herrschten in unbeschränk- ter Freiheit über ihre Bauern. Nur sie gelaugten zu Aemtern und Würden, nur sie wählten nach dem Aussterben der Piasten und Jagellonen den König. Auf den Reichstagen herrschte eine so tolle Verwirrung, daß sie sprichwörtlich geworden sind. Die Unord- nung wuchs noch mehr, als auch hier die Kirchentreunung ein- brach und die Nichtkatholiken einen wüthenden Kamps um Gleich- heit der Rechte mit den Katholiken begannen. Katharina Ii., Kaiserin von Rußland, sah diesem Treiben nicht theilnahmslos zu, denn sie hoffte daraus Vortheil zu ziehen.

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 160

1864 - Breslau : Leuckart
160 Geschichte. Oesterreich und der König von Preußen, zeigten feindliche Gesin- nungen gegen das französische Volk, wegen des Umsturzes der Negierung und der schlechten Behandlung seines Königs. Die Rüstungen an den Grenzen erbitterten aber auch die Franzosen, und Ludwig wurde gezwungen, den auswärtigen Mächten den Krieg zu erklären. Während der Zeit hörten jedoch die Unruhen in Paris nicht ans; man beging die wildesten Ausschweifungen. In einem Anflanfe wurde das königliche Schloß geplündert, der König, den man beschuldigte, daß er die neuen Einrichtungen wieder umstürzen wolle, gefangen gesetzt, die Staatsverfassung aufgehoben und Frankreich im Jahre 1792 zu einem Freistaate erklärt. Diese Umänderungen begeisterten damals das französische Volk mit außerordentlichem Muthe. Die Heere der Feinde, die von allen Seiten eindrangen, wurden geschlagen. Zugleich ver- stärkten aber auch die Siege den Grimm der Gegner des Königs. Sie brachten es dahin, daß er vor Gericht gestellt, zum Tode verurtheilt und öffentlich in Paris enthauptet wurde. Er hatte keine Schuld an dem Elende des Volkes; sein Unglück war, daß er sich zu sehr von schlechten Rathgebern leiten ließ. Seinen Tod verlangten nicht die Bessern im Volke. Von jetzt an entstanden zwei Parteien in Frankreich, die ans einander losstürmten. Die mächtigere gab vor, die Sache der Freiheit zu vertheidigen, und schrie über die schwächere, daß sie feindlich wider das Volk handle. Gegen diese hielt man dann alle Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten für erlaubt und mordete mit einer schauderhaften Blutgier. Am gräßlichsten wüthete Robes- pierre, der sich zum Gewalthaber emporgeschwungen hatte; täg- lich wurden Menschen hingerichtet, oft 50 bis 70 auf einmal. Ein Gleiches geschah in den größern Städten des Landes, in Lyon und Nantes. Nachdem Robespierre gestürzt war, ließen zwar die Grausamkeiten nach, aber Verfolgungen dauerten im Innern des Landes noch fort; mehrere Gegenden wurden vom Bürgerkriege ganz verwüstet. Die benachbarten Staaten hatten sämmtlich gegen Frankreich die Waffen ergriffen, England, Oesterreich, Preußen, Sardinien, Spanien und das deutsche Reich. Die französischen Heere, von klugen und muthvollen Feldherrn angeführt, siegten indeß überall; sie bemächtigten sich der deutschen Provinzen am linken Rheinufer, eroberten Holland, drangen tief in Deutschland ein und beherrschten fast ganz Italien; nur zur See gegen England gingen Schiffe und Inseln verloren. Preußen machte dem vergeblichen Kampfe durch den Frieden zu Basel ein Ende; Spanien folgte seinem Beispiel. Die übrigen blieben noch im Kriege. Da trat ein Mann auf, welcher zu den außerordentlichsten in der Weltgeschichte gehört:

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 163

1864 - Breslau : Leuckart
Napoleon Bonaparte. 163 mußte Bonaparte, da auch die Pest in seinem Heere ausbrach, die Belagerung aufgeben und nach Aegypten zurückkehren. Inzwischen standen die Sachen in Europa anders als bei Bonapartes Abgang nach Afrika. Oesterreich und Rußland hatten sich gegen Frankreich verbunden und in mehreren Schlach- ten gesiegt. Als der Eroberer Aegyptens davon Nachricht erhielt, verließ er nebst einigen seiner Freunde das Land, indem er vorher den General Kleber zum Befehlshaber des zurückgelassenen Heeres ernannte. Er landete glücklich in Frankreich, eilte nach Paris, stürzte mit Hilfe seiner Anhänger die schwache Regierung und ließ sich zum ersten Konsul auf zehn Jahre ernennen. Außer ihm wählte man noch zwei Konsuln; der Staat wurde also von drei Oberhäuptern regiert, denen der Senat und die gesetzgebende Versammlung zur Seite standen. Sehr segensreich erwies sich für den Anfang die neue Verfassung. Die Verbann- ten wurden zurückgerufen, die feindlich gegen einander wirkenden Parteien ausgesöhnt. Bonaparte sah wohl ein, daß er zur Befestigung seiner neuen Macht des Friedens bedürfe, und bot ihn deshalb dem Könige von England, dem Haupte der Verbündeten, an. Da dieser aber im Vertrauen auf Oesterreichs Siege in Italien, ihn ansschlug, so setzte der erste Konsul den Krieg nachdrücklich fort. Wie ein zweiter Hannibal zog er mit 60,000 Mann über die Alpen, und die blutige Schlacht bei Mar eng o eröffnete den Franzosen ganz Italien. Eben so glücklich fochten sie in Deutsch- land. Schon bedrohten sie die Kaiserstadt, als der Friede 1801 dem Kampfe ein Ende machte. Im folgenden Jahre schloß auch England einen Frieden, der indeß nicht lange dauerte. Während der Ruhe arbeitete Bonaparte unablässig an der innern Wohlfahrt des Landes. Mit Hilfe des Papstes ordnete er die kirchlichen Angelegenheiten und führte den öffentlichen. Gottesdienst wieder ein. Schulen wurden hergestellt, um die Jugend zu entwlldern, zur Beförderung des Handels Kunst- straßen und Kanäle angelegt und in die Verwaltung mehr Ord- nung gebracht. Es schien, als wolle er sich den Ruhm eines eben so großen Regenten als Feldherrn erwerben. Darum sagten auch seine Lobredner von ihm: „ er verbindet mit Alexan- ders Größe Solons Weisheit!" Für die vielen Verdienste um das Vaterland bot man ihm die Konsulwürde auf Lebenszeit an. Dem ruhmsüchtigen Manne war es nun leicht, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu machen. Der Senat kam seinen Wünschen entgegen und ernannte ihn 1804 zum Kaiser der Franzosen. Im Dezember dessel- den Jahres wurde er als Napoleon L vom Papste mit aus- 11*
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